Veranstaltungen | 11. September 2021
Prof. Thomas Edig ist seit 2021 Geschäftsführer „Personal und Organisation“ der Volkswagen Sachsen GmbH. Von Oktober 2015 bis August 2021 verantwortete Prof. Edig das Vorstandsressort Personal bei der Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover. Er war zuvor seit 2007 Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Porsche AG und seit Juli 2009 zudem stellvertretender Vorsitzender des Vorstands. Von Juli 2009 bis Februar 2012 gehörte er darüber hinaus dem Vorstand der Porsche Automobil Holding SE an.
Prof. Edig trat nach einem Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Karlsruhe als Diplom-Betriebswirt 1986 bei seinem Ausbildungsunternehmen, der Alcatel SEL AG in Stuttgart ein. Nach verschiedenen internationalen Führungsfunktionen war er seit 1998 Mitglied des Vorstandes und Arbeitsdirektor der Alcatel SEL AG in Stuttgart. Anfang 2002 wurde er als Personalchef des Alcatel-Konzerns in den Vorstand der Alcatel S.A. in Paris berufen. Seit 2015 lehrt er als Honorarprofessor an der DHBW in Stuttgart und Heilbronn. Quelle: Volkswagen
Beim ersten Fachvortrag des diesjährigen Banker…Treffens erhielten wir von Herrn Prof. Thomas Edig einen Einblick in das Thema moderne Führung unter dem Motto „Leadership und Purpose: Erfolgsfaktoren in der Transformation“. Da Herr Prof. Edig erst vor wenigen Tagen eine neue Funktion als Geschäftsführer der Volkswagen Sachsen GmbH übernommen hatte, fand der rund 90-minütige Vortrag mit anschließender Fishbowl-Disskussion in Form einer gegenseitigen Live-Videoübertragung statt.
Den viel zitierten „war for talents“ konnte Prof. Edig uneingeschränkt bestätigen und zeigte mit seinem Vortrag auf, welche Anforderungen daraus an die moderne Führung resultieren. Während Jahrzehnte lang klassische Manager in Führungspositionen waren, die sich auf Resultate, Planung, Organisation, Optimierung und Controlling fokussierten, reicht dies für einen zukunftsgerichteten Führungsstil längst nicht mehr aus. Denn insbesondere Talente erwarten, dass Führungskräfte ihren Schwerpunkt auf die Entwicklung, Identifikation, Wertschätzung, Motivation und Inspiration ihnen gegenüber legen. Aus Sicht des Arbeitgebers soll damit eine Identifikation ihm gegenüber und eine langfristige Bindung geschaffen werden. Führungskräfte sind daher gezwungen, beide Welten, die transaktionale Führung der vergangenen Dekaden mit den neuen Herausforderungen der transformationalen Führung, zu vereinen, was Prof. Edig als Beidhändigkeit bezeichnet. Als Beispiel führt er hierbei die Revolution der Bildung (Digital Learning) in Folge der gegenwärtigen Covid-19 Pandemie an. An dieser Stelle müssen physische und digitale Präsenz vereint werden. Dies trifft nicht nur auf die Bildung zu, sondern gilt auch für die moderne Arbeitswelt. Führungskräfte von heute und morgen müssen dabei „positive Leadership“ als Mindset mitbringen, um Ratgeber bei und Entwickler von neuen Ideen zu sein. Vertrauen und Mut gegenüber den Mitarbeitern ergänzen dabei häufig die bisher geltende Kontrolle. Hierzu ist eine positive Fehlerkultur notwendig, um neuen Prozessen und Ideen im Unternehmen Raum für Kreativität zu geben. Ergänzt wird diese durch eine Kommunikation an alle, damit die sogenannte „wisdom of crowds“ entsteht und alle Mitarbeiter gleichermaßen über Informationen verfügen. Eine hierarchische Kommunikation, wie sie bislang häufig vorherrscht, ist gelegentlich, z.B. in Krisensituation, noch von Nöten. Doch wie kann dieser Wandel in der Führungskultur eingeleitet und vollzogen werden? Grundlage dafür ist laut Prof. Edig eine Führungsmannschaft, die die Veränderung mutig vorlebt und als Vorbilder für die Belegschaft vorausgehen. Ein Großteil der Belegschaft ist bereit zu Veränderungen und gewillt diese zu unterstützen, wenn die Führungsmannschaft den Sinn der Veränderung erklären kann.
Der Veränderungsprozess bedarf Zeit und muss zunächst – entgegen der Widerstände Andersdenkender – durch die Führungsspitze initiiert und vorgelebt werden. Entscheidend ist hierbei die Veränderung als eine Frage der Perspektive aufzufassen. Bildlich gesprochen so Prof. Edig, sieht ein Pessimist das Glas als halb leer und ein Optimist es als halb voll an. Entscheidend ist jedoch, dass beide über die Möglichkeit verfügen das Glas aufzufüllen. Veränderung bedeutet daher immer Opportunitäten zu erkennen und zu nutzen. Diese Vision und Bereitschaft zu Veränderungen stehen an der Spitze eines magischen Dreiecks bestehend aus Strategie, Organisation und Kultur. Diese drei Eckpfeiler bilden als indirekte Führung das Rahmenwerk einer Führungskultur und umgeben die direkte tägliche Führungsaufgabe vom Vorgesetzten zum Mitarbeiter. Den Kern bildet stets eine schlagkräftige Belegschaft, die durch die Führungskräfte geführt wird. Die Kooperationsfähigkeit mit anderen Unternehmen ein wichtiges Element. Diese Struktur mit einer Vision an der Spitze bildet die moderne Führung und wird für Prof. Edig um den Purpose eines Unternehmens ergänzt. Unternehmen des 21. Jahrhunderts müssen ihren Fokus weg von einer reinen Profit-Maximierung hin zu einer Zweck-Maximierung entwickeln. Neben dem Sinn und Zweck des Unternehmens ist auch der Sinn und Beitrag eines jeden Einzelnen innerhalb des Veränderungsprozesses zu identifizieren. Denn Menschen besitzen ein intrinsisches Verlangen, ein Leben lang nach dem Sinn des eigenen Handelns zu suchen. Die Auswirkungen des eigenen Handelns werden zunehmend hinterfragt (Beitrag zum Klima- und Umweltschutz, Beitrag zum Unternehmen usw.) und müssen in der modernen Führung berücksichtigt werden. Seine Auffassung von Leadership & Purpose fasst Prof. Edig mit einer Abänderung des bekannten japanischen Zitates „Vision without action is a daydream. Action without vision is a nightmare“ zusammen:
„Action and vision without purpose is both: a daydream and a nightmere at the same time.“
In der anschließenden Fishbowl Runde wurden Fragen zur Zukunft der Elektromobilität und dem Dieselskandal gestellt. Letztere verknüpfte Prof. Edig mit dem Thema seines Vortrages. Zwar sei die Diesel-Thematik mit den finanziellen Einbußen und Reputationsschäden ein schmerzliches Ereignis gewesen. Gleichzeitig habe sich VW in der Folge jedoch in Gänze wandeln können und müssen und ist zu dem erfolgreichen und vorbildlichen Unternehmen geworden, dass es heute ist.