Ergebnisse zum Vorgesetzten Coaching

Im Sommer 2020 konnten unsere Vereins-Mitglieder dem Ehemann eines Mitglieds helfen. Er führte im Rahmen seiner Masterarbeit zum Thema "Gespräche mit Vorgesetzten im Vertriebsbereich von Banken und Finanzdienstleistungsinstituten“ eine Umfrage durch. Hier daher das Kurzergebnis zu der Befragung.

Die Auswertung der Fachliteratur macht deutlich, dass Vorgesetzten-Coaching kontrovers diskutiert wird. Strittig ist insbesondere, ob ein Beratungsgespräch zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter, angesichts der unterschiedlichen Rollen und Hierarchien im Unternehmen, überhaupt als „Coaching“ im eigentlichen Sinne gelten kann. Neben dieser fundamentalen Position, die ausdrückt, dass dies nicht möglich sei, gibt es andere Standpunkte, die dieses Label unter bestimmten Bedingungen zulassen.

Vor diesem Hintergrund stellte sich insbesondere die Frage, durch welche Kriterien die Beratungsgespräche durch den Vorgesetzten tatsächlich charakterisiert sind. Wichtige Kriterien wurden erarbeitet, um auf dieser Grundlage sinnvoll zu diskutieren, ob das Phänomen überhaupt als Vorgesetzten-Coaching bezeichnet werden kann.

Um dies empirisch zu überprüfen, wurden Vertriebsmitarbeiter von Banken/Sparkassen und Finanzdienstleistungsinstituten in Deutschland und Österreich online befragt. Betrachtet wurden die Beratungsgespräche durch den Vorgesetzten in den letzten 12 Monaten.

Es zeigte sich, dass der Typus des Vorgesetzten-Coachings verbreiteter ist als es zu erwarten gewesen wäre. Gut die Hälfte der Responder gaben an, dass sie in den letzten 12 Monaten mindestens ein Gespräch geführt hatten, dass den vorab definierten Kriterien von Coaching entsprach. Auffällig war auch, dass diese Gespräche nur in seltenen Fällen in den Unternehmen auch als Coaching bezeichnet werden.

Bei den Coachingtypen fiel auf, dass über 2/3 der Gespräche sehr fundiert abliefen, d.h., dass bei diesen alle oder fast alle der vorab definierten Kriterien, die Hinweise auf die Professionalität liefern, erfüllt wurden. Einzig das Kriterium der „ethischen Überprüfung der gefundenen Lösungen“ wurde relativ häufig nicht erfüllt. Zudem gaben gut ein Drittel der Responder an, dass ihr Vorgesetzter eine Qualifikation in Sachen Coaching besitzt.

Es kann festgehalten werden, dass das Vorgesetzten-Coaching bei Banken/Sparkassen und Finanzdienstleistungsinstituten verbreiteter und professioneller ist, als es aufgrund der Literaturlage zu erwarten gewesen wäre. Allerdings trägt es häufig nicht die Bezeichnung „Coaching“.

Beitragsbild von: @dylandgillis

Alexander Schmidt

Berufsbegleitendes Aufbau-Studium
General Management (MBA)