Veranstaltungen | 16. Dezember 2018
Was haben Maultaschen mit Sprengstoff und Pfandflaschen mit der Maffia zu tun? Das und vieles mehr durften wir bei unserer Flughafenführung im November erfahren. Doch zuerst zu den trockenen Fakten: bis zu 400 Flüge zu über 100 Flugzielen starten und landen pro Tag auf dem Stuttgarter Manfred Rommel Airport in Filderstadt. Mit beinahe 11 Mio. Fluggästen und rund 37t Luftfacht und Luftpost pro Jahr liegt der Flughafen der Schwabenmetropole zwar noch deutlich hinter Frankfurt und München, stellt aber dennoch einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt für die zahlreichen internationalen Unternehmen und nicht zuletzt der Einwohner der Region dar. Grund genug also für uns, einen detaillierten Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Gegen 18 Uhr trafen wir im SkyOffice-Gebäude an der Flughafenstraße auf Hermann Greiner, der früher als Lufthansa-Frachtpiloten auf der ganzen Welt unterwegs war und anschließend vor seiner wohlverdienten Rente die Verantwortung für die Fluglärmaufsicht am Stuttgarter Flughafen trug. Nach einigen einleitenden Worten, einem Imagefilm und interessanten Anekdoten aus seiner aktiven Zeit am Stuttgarter Flughafen machten wir uns gemeinsam auf den Weg, um die Terminals und das Rollfeld zu besichtigen. Beinahe ausgestorben lag das kleine Terminal 1-West vor uns. Herr Greiner erklärte uns, dass die Schalter hier früher oft extra für den VfB Stuttgart geöffnet wurden, um den Spielern einen schnelleren Check-In zu ermöglichen. Mit einem Augenzwinkern betonte er allerdings, dass diese Zeiten jetzt angesichts der sportlichen Leistungen vorbei seien. Einen interessanten Fakt konnte uns Herr Greiner auch zu Pfandflaschen erzählen. Früher achtlos in regulären Mülleimern entsorgt, hatten sich um die Sammlung der Pfandflaschen mafiöse Strukturen gebildet. Als kriminelle osteuropäische Vereinigungen Flaschensammler schließlich busweise an den Flughafen fuhren, sah sich der Flughafen gezwungen, eine Veränderung herbeizuführen. In Folge eines Projekts der Universität Hohenheim werden die Pfandflaschen mittlerweile in speziellen Behältern gesammelt, aus denen keine Flaschen mehr entnommen werden können. Der Erlös aus der Pfandrückgabe von mehr als 60.000€ pro Jahr kommt als Spende der Vereinigung der Obdachlosen in Stuttgart zugute. Nach weiteren interessanten Informationen zu Architektur der Terminals ging es weiter in den Sicherheitsbereich.

Ausgestattet mit Warnwesten und nach erfolgreicher Sicherheitskontrolle betraten wir den Bus, der uns über das Rollfeld zu einem abgestellten Flugzeug brachte. Herr Greiner gab uns die Möglichkeit, so nah wie bisher nur selten die Triebwerke des Flugzeugs zu besichtigen, lieferte uns viele Hintergrundinformationen aus seiner aktiven Zeit und beantwortete geduldig sämtliche Fragen. Vorbei an den Privatmaschinen der Schönen und Reichen der Stuttgarter High Society fuhren wir anschließend ans Ende des Rollfelds, von wo sich uns ein grandioser Blick auf das Flughafengebäude, die Rollbahnen und die startenden und landenden Flugzeuge bot. Sehnsüchtig beobachteten wir, wie die Maschinen abhoben, um zu unbekannten Zielen hinter den Wolken zu verschwinden und lauschten gespannt den Stimmen der Piloten und des Towers durch das Funkgerät. Viel zu schnell allerdings drängte unser Busfahrer darauf, zurück zu den Gebäuden zu fahren – wir wären trotz des kalten Windes gerne noch länger dort draußen zwischen den zahlreichen blinkenden Lichtern geblieben.
Unser abschließender Weg führte uns vorbei an den Gepäckbändern. Hier erhielten wir noch eine sehr wichtige Information: die Struktur der Maultaschen eines bekannten schwäbischen Herstellers gleicht beim Scan in hohem Maße der von Sprengstoff. Wer also vermeiden möchte, dass sein Koffer in die Kontrolle kommt, sollte sich zweimal überlegen ob er Maultaschen einpackt. Mit einem Lachen auf den Lippen und zahlreichen neuen Erkenntnissen verließen wir den Sicherheitsbereich nach rund zwei Stunden wieder durch das Ankunftsterminal.