Regional … Treffen in Frankfurt – Dialog im Dunkeln

Dies war ein ganz besonderes Regional…Treffen, an das sich die Teilnehmer noch lange erinnern werden.
„Dialog im Dunkeln“ war nicht zu viel versprochen. Nach einer kurzen Einweisung wurde es schon wenige Meter nach dem Eingang stockdunkel. Ab diesem Zeitpunkt konnten wir für die nächsten 60 Minuten nichts mehr sehen. Das war aber kein Problem, da wir unseren Guide Micha hatten. Er war nach einem Unfall erblindet und hat uns durch verschiedene Stationen in mehreren Ländern geführt.

Dialog

Wir waren in Litauen, Moskau und Mailand. Haben eine Hängebrücke und eine Straße überquert. Gingen an Hauswänden entlang und haben eine Kirche „besichtigt". Zwischendurch mussten wir Geräusche wie Bolschoi-Ballett und Schachuhr sowie Parfüms von Armani und Prada erkennen.

Das erste Mal im Leben haben die meisten von uns vollkommen im Dunkeln Drinks und Snacks an einer Bar bestellt und bezahlt. Anschließend gab es noch ausreichend Zeit Micha Fragen zu stellen. Zu unserer Überraschung erzählte er uns, dass Smartphones mit speziellen Apps eine große Hilfe für Blinde sind, z.B. Blinden-Navi oder Farberkennung. Auch Dosen im Supermarkt kann man fotografieren und bekommt danach gesagt, um was es sich handelt.

Micha hatte auch einen guten Tipp, wie man mit Blinden im Alltag umgehen kann. Man soll erstmal beobachten wie sich der Blinde bewegt. Wenn er zielstrebig und zügig geht, kennt er den Weg sehr gut und man sollte keine Hilfe anbieten. Geht er zögerlicher, ist der Weg wahrscheinlich neu und man sollte ihn fragen, ob man helfen kann.

Burger

Urlaub in anderen Städten oder Ländern ist alleine für Blinde nicht sinnvoll. In solchen Fällen sollte man jemanden dabei haben, der sehen kann. Bei vielen großen Sehenswürdigkeiten gibt es kleine Modelle, die es Blinden ermöglicht sich das Gebäude durch Erstasten vorzustellen. Nur die Größendimension ist schwer vorstellbar, wenn man von Geburt schon blind war.

Nach einer Stunde hat uns Micha dann wieder in "unsere Welt“ entlassen, und nachdem sich unsere Augen an das Tageslicht wieder gewöhnt hatten, ließen wir den Abend noch gemütlich bei bestem Wetter und interessanten "dunklen" Burgern ausklingen.

Steffen Klawitter

DirektorFinance in MotionFrankfurt am Main
DHBW Mannheim 1996