Denk … Fabrik – Digitalisierung

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Früher oder später stellt sich wohl jeder einmal die Frage: Wird es mein Unternehmen in fünf Jahren noch geben? Mit eben jener Frage konfrontierte uns auch Dr. Thilo Grundmann am 21. Oktober auf der Denk…Fabrik in Stuttgart. Aber warum sollten wir überhaupt daran zweifeln? Deutsche Unternehmen sind besonders im Premiumsegment führend und deutsche Produkte verkaufen sich weltweit hervorragend. Auch werden die Produkte kontinuierlich weiterentwickelt, wodurch die Marktanteile doch gesichert sein sollten.

Beleuchtet man die Wirtschaft in Deutschland allerdings einmal von der anderen Seite stellt man fest, dass das Arbeitsproduktivitätswachstum in Deutschland bereits länger stark rückläufig ist. Dieses, so Herr Grundmann, sei ein entscheidender Wohlstandsindikator für eine Volkswirtschaft. Diese Entwicklung führte er darauf zurück, dass die Innovationen im Bereich der Digitalisierung sich aufgrund der fehlenden „Digital Readiness“ und Marktdurchdringung nicht auf die Produktivität auswirken können. 

Die „Digital Readiness“ bezeichnet grob gesagt den Stand der Digitalisierung in den Unternehmen. Dabei treten, laut Herrn Grundmann, im Besonderen folgende vier Probleme auf:

  • Es lässt sich besonders im Bankensektor ein sehr großer Investitionsstau bei IT-Systemen feststellen

  • Die Organisationsformen charakterisieren sich durch eine stark hierarchische und in Silodenken verhaftete Struktur

  • Langfristig geplante, starre Prozesse behindern Agilität und einen schnellen Lernprozess

  • Das Mindset aller Mitarbeiter ist stark geprägt von Status und Macht

Besonders Letzteres behindert eine Produktivitätssteigerung durch Digitalisierung, da das falsche Mindset mitunter den Auslöser für die anderen Probleme darstellt.

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Darüber hinaus führte der Referent das Problem der fehlenden Marktdurchdringung der digitalen Produkte auf. So geht er davon aus, dass die digitale Innovationen der Unternehmen schlicht nicht kundenorientiert genug ist, da der Kunde keine Weiterentwicklungen alter Produkte, sondern neue, genau auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Produkte nachfragen möchte. Dieses Problem resultiert letztlich aus der fehlenden „Digital Readiness“, da es in einem Unternehmen mit einer starren Organisationsform und einem ebenso starren Denken keine Anreize, bzw. gar nicht die Möglichkeit zur Entwicklung potenzieller, die eigenen Produkte verdrängender Innovationen gibt.

Allerdings gibt es Unternehmen, die, teilweise auch trotz einer marktführenden Stellung, die Befähigung besitzen andere Unternehmen zu verdrängen. In diesen Unternehmen ist die Agilität, wie auch die Innovationsfähigkeit stark ausgeprägt. Aus dieser Verquickung ergibt sich schließlich eine hohe Transformationsfähigkeit, die diese „Disruptoren“ auszeichnet. Diese sind es schließlich, die die exponentielle Entwicklung nutzen und dadurch innerhalb kürzester Zeit alte Produkte ersetzen können.

Doch ist mein Unternehmen nun ein „Disruptor“ oder ist es durch die digitale Entwicklung eher gefährdet?

„Disruptor“?

  • Können wir unsere Auftraggeber auch bei großen Produkten begeistern? (Customer Experience)

  • Werden in meinem Unternehmen Menschen aus unterschiedlichen Bereichen ermutigt, freiwillig gemeinsam einen Beitrag zur Umsetzung einer inspirierenden Vision zu leisten? (Raum für Innovationen)

Gefährdet?

  • Ist das Unternehmen im Premiumsegment erfolgreich? (Lassen sich hohe Margen durchsetzen?)

  • Bedeutet Innovation in meinem Unternehmen vor allem die stetige Weiterentwicklung eines alten Produktes?

Letztlich bieten aber auch diese Fragestellungen nur Indizien, ob Unternehmen bereit für die Digitale Entwicklung sind oder nicht. Allerdings ist es erforderlich, dass die Unternehmen einen Wandel in der Denkweise vollziehen um selbst zum „Disruptor“ zu werden und die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen.