Denk … Fabrik – Blockchain

Interessante Einblicke in die Welt der Blockchain bot uns Lara Bolesch von der in Stuttgart ansässigen Cinovo AG. Das Konzept wurde erstmals im Jahr 2008 auf Basis des Bitcoin von Satoshi Nakamoto beschrieben. Bei diesem Namen handelt es sich um ein Pseudonym, ob sich dahinter eine Person oder eine Entwicklergruppe verbirgt ist bis heute nicht bekannt. Per Definition ist eine Blockchain ein dezentrales Transaktionsregister (=distributed ledger), dessen Ziel es sein soll, Intermediäre überflüssig zu machen und eine Transparenz über Transaktionen bei gleichzeitiger Anonymität der handelnden Kontrahenten auf einem Markt zu schaffen.

Lara

Alle Teilnehmer des Netzwerks handeln untereinander, die Regulatorik erfolgt ohne zwischengeschaltete Kontrollorgane durch die Zustimmung der Mehrheit einer Gemeinschaft. Aktuell gilt die Kryptowährung Bitcoin als die einzig bewährte Blockchain, da sie als Beweis für die Idee Nakamotos als Erste ins Leben gerufen wurde und seither funktioniert. Anhand dieses Beispiels erläuterte Lara uns vereinfacht den Ablauf einer Transaktion, die aufgrund spezifischer Adressen jedes Zahlungsbetrags vor Doppelverrechnungen sicher ist. Alle Transaktionen eines Zeitraums von 10 Minuten werden in Blöcken zusammengefasst und mit einem 64 Zeichen langen Hash, der sowohl Informationen der aktuell enthaltenen Transaktionen als auch eine Verknüpfung zum Hash des vorherigen Block enthält, verschlüsselt. Dadurch entsteht eine Verbindung zwischen den Blocks einer Chain, was die Manipulation der enthaltenen Transaktionsdaten quasi unmöglich macht.

Für die Verschlüsselung eines Blocks durch die Errechnung des korrekten Hash erhalten die sogenannten Miner im Rahmen einer Lotterie aktuell eine Prämie in Höhe von 12,5 BTC. Außer durch das Mining, das extrem hohe Rechnerkapazitäten erfordert, können Bitcoins auch an Börsen erworben werden. Während des Vortrags kam es zu lebhaften Diskussionen darüber, ob mit der Einbindung einer Börse nicht dem Grundgedanken der Anonymität und der Dezentralität widersprochen wird. Zudem machten wir uns Gedanken darüber, ob die Verbreitung der Zahlungsmethode vor allem im sogenannten Dark Web, also für oftmals Illegale Transaktionen, die Technologie nicht schon per se für eine flächendeckende Verwendung disqualifiziert.

Neben dem Bitcoin stellte uns Lara im zweiten Teil ihres Vortrags weitere Anwendungsmöglichkeiten für Blockchains vor, wie beispielsweise Smarte Verträge. Ein bewährter Anbieter ist hierbei die Ethereum Blockchain, die als „Appstore“ für Blockchains verstanden werden kann. So ist beispielsweise eine automatisierte Dividendenzahlung über einen smarten Vertrag auf Basis der in der Blockchain dargestellten Tradinghistorie möglich, sofern diese alle Transaktionen enthält. Eine weitere interessante Anwendungsmöglichkeit ist das Konzept Blockcharge von Slock.it und der RWE, dass Blockchains als Basis einer Zahlungsinfrastruktur für eMobility einsetzen möchte.

Der Blick auf die Anwendungsmöglichkeiten im klassischen Bankengeschäft fiel hingegen eher ernüchternd aus. Zwar haben sich zahlreiche Banken, darunter auch die Deutsche Bank und die Commerzbank, zur Implementierung einer Banken-Blockchain zusammengeschlossen, allerdings wird das Konzept hier durch den geschlossenen Teilnehmerrahmen und die nicht vollständig offengelegte Transparenz verfremdet und ist daher nicht optimal einsetzbar. Trotz dieser Schlussfolgerung gab uns Lara gegen Ende ihres Vortrags einen Denkanstoß für einen möglichen Vorteil der Nutzung im Bankenumfeld mit: Wäre die Verrechnung von Transaktionen vor den Jahren 2008 und 2009 bereits über Blockchains und nicht intransparent nur über die eigenen Bücher der Kontrahenten erfolgt, hätte eine Vertrauenskriese im damaligen Ausmaß möglicherweise vermieden werden können.

Nicole Schuh

Vermögensverwaltung STIHL International GmbH Waiblingen
DHBW Villingen-Schwenningen 2013

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